SM 14 - Villa Friedrich Hess

Geschichte ist nicht nur Geschehenes, sondern auch Geschichtetes

Das Herrenhaus in unmittelbarer Nähe zum Speyerer Dom und zur Speyerer Innenstadt gehört zu einem Ensemble dreier Stadtvillen. Alle waren in ehemaligen Besitz der Unternehmerfamilie Hess. In der Villa mit der Hausnummer 14, Ecke St.-Markus Straße und Marxgärtenstraße, lebte Friedrich Hess, einer von drei Söhnen des Büchsenmachermeisters Melchior Hess, der 1849 die unmittelbar an das Villengrundstück grenzende Filz- und Patronenfabrik Melchior Hess gründete. Für jeden seiner drei Söhne Ernst, August und Friedrich ließ er in den Jahren 1904 bis 1905 eine stattliche Villa erbauen. Neben der gesicherten Unterbringung seiner Söhne sollten die herrschaftlichen Häuser vor allem den Stand des Unternehmens sowie den familiären Zusammenhalt des Familienunternehmens nach außen hin dokumentieren. Zu diesem Zweck wurde der ortsansässige Architekt Georg Weber mit dem Bau der drei Stadtvillen beauftragt. Inspiriert durch eine Bautechnik, welche erst kurz zuvor als revolutionär auf einer Gewerbeausstellung gezeigt wurde, sollten alle drei Gebäude aus einem mit Mauersteinen ausgemauerten Stahlgerüst bestehen. Diese neuartige baukonstruktive Ausführung wurde zu dieser Zeit erstmalig bei Wohngebäuden eingesetzt. Art und Weise der Bauausführung sorgten letztlich auch dafür, dass die Häuser zwei Weltkriegen und mehreren Fabrikbränden immer wieder Stand hielten. Diese beeindruckende Standhaftigkeit sorgte auch dafür, dass bis in die heutige Zeit die verschiedenen ehemaligen Bewohner der Stadtvilla ihre persönlichen Spuren hinterlassen konnten. Spuren, welche uns während unserer Bauaufgabe immer wieder begegneten.

Neben der neuartigen Konstruktion des Gebäudes war auch die Art und Weise der Nutzung sehr individuell. Während zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Bevölkerung versuchte in standardisierte Wohnhäuser bzw. Wohnungen am Stadtrand zu ziehen, war der Grundriss der Stadtvilla auf eine umfassende Nutzung durch eine Großfamilie und deren Personal geprägt. Der Bautyp der sog. „Familienvilla“ stand also konträr zur Entwicklung des Wohnungsbaus der damaligen Zeit. Der Grundriss wurde hierbei entsprechend den Stockwerken in verschiedene Nutzungszonen unterteilt. Wohnen, Kochen und der Empfang von Gästen war dem Erdgeschoss vorbehalten, im Obergeschoss schlief die Herrschaftsfamilie. Das Dachgeschoss wurde vom Personal und deren Familien genutzt.

 


Aufgearbeitete Details der 1904/05 gebauten Stadtvilla (Architekt Georg Weber)